„Egal wie das Wetter ist – die Bahn fährt“

Diesen Slogan kennen sicherlich noch viele bereits aus früheren Zeiten, als es noch die Deutsche Bundesbahn gab. Aber warum gibt es manchmal Verspätungen oder gar Zugausfälle? Wie wird denn eigentlich der Zugverkehr gesteuert? Diesen und weitere Fragen wollten die Mitglieder der RG Niedersachsen einmal auf den Grund gehen und die Deutsche Bahn besuchen.

Durch Vermittlung von Wilfried Messmer, Mitglied in der RG Niedersachsen und zugleich selbst bei der Deutschen Bahn AG in Frankfurt tätig, war es den Mitgliedern am 8. November 2019 möglich geworden, die Betriebszentrale der Deutschen Bahn Netz AG  in Hannover zu besichtigen. Diese Betriebszentrale ist neben sechs weiteren Betriebszentralen (u.a. Duisburg, Karlsruhe) und einer Netzleitzentrale in Frankfurt im gesamten Bundesgebiet für den sicheren Zugverkehr zuständig. Die Betriebszentrale Hannover überwacht somit im Regionalbereich Nord ein Schienennetz von 5.232 Streckenkilometern. Dieser Zuständigkeitsbereich umfasst die Bundesländer Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen, wobei einzelne Strecken auch durch angrenzende Bundesländer geführt werden.

Nach einer Einführung durch den Leiter der Betriebszentrale, Harald Rekort, erhielt die Besuchergruppe im Rahmen eines Rundganges einen Einblick in die heutige Welt der Eisenbahnbetriebsführung.

Zentrale Aufgabe ist es, den verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen, die das Schienennetz nutzen wollen eine Infrastruktur in hoher Qualität und Verfügbarkeit diskriminierungsfrei zur Verfügung zu stellen und den Betrieb der Infrastruktur zu koordinieren. Hierzu gehören die Erstellung von Fahrplänen, die Betriebsführung sowie die Instandhaltung, gefolgt von Weiterentwicklung der Schieneninfrastruktur durch Investitionen in das bestehende Netz, in moderne Leit- und Sicherungstechnik sowie in Neu- und Ausbaustrecken. Auch über eine gut organisierte Zugdisposition sollen auch im Falle von eingetretenen Störungen im Betriebsablauf 4 Ziele verfolgt werden:

  • Wiederherstellung des Planmäßigen Zugverkehrs
  • Gewährleistung des flüssigen Zugbetriebes
  • Verbesserung der Gesamtpünktlichkeit
  • Maximale Auslastung der Kapazität von Strecken und Knoten

Wie heute jeder weiß, gibt es nicht mehr die eine Deutsche Bundesbahn, sondern eine Vielzahl von Unternehmen rund um den Schienenverkehr. Hauptsächlich können diese Unternehmen in zwei Gruppen eingeteilt werden; zum einen in die Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIB) und in die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Während zu den EIB z.B. die DB Netz AG und externe Privatbahnen gehören, zählen der DB-Konzern, der Personenverkehr, DB Railion und Personenverkehrsgesellschaften wie Metronom wiederum zu den EVU. Dieses hat zur Folge, dass alle Wettbewerber die gleichen Chancen bei der Vergabe von Eisenbahnstreckenkapazitäten durch die DB Netze erhalten müssen, was wiederum von der Bundesnetzagentur überwacht und kontrolliert wird.

Während in früheren Jahren noch die einzelnen Stellwerke vor Ort besetzt waren, wird heutzutage der Zugverkehr auf den Strecken und in den Knotenpunkten, wie bahnintern die Streckenabschnitte um die größeren Hauptbahnhöfe größerer Städte wie z.B. Braunschweig genannt werden, computergestützt aus der Betriebszentrale aus gesteuert. Aber nicht nur die Computer allein steuern den Zugverkehr, sondern weiterhin ist der Lokführer vor Ort für die sichere Fahrt auf der Strecke verantwortlich, der jedoch durch die Signaltechnik, diverser Sicherungssysteme und schließlich durch die Fahrdienstleiter der Betriebszentrale unterstützt und überwacht wird. Ebenso erhielten die Besucher einen kleinen Einblick über die Mechanismen in Falle von Störungen und Notfällen. Bei Letzteren arbeitet die Notfallleitstelle der DB eng mit den Rettungsleitstellen der Landkreise und Städten sowie mit den zuständigen Polizeileitstellen der Bundespolizei oder der Bundesländer zusammen. Ebenso kann es bei Störungen sinnvoller sein, dass ein Zug erst gar nicht mehr den Bahnhof verlässt und die Abfahrt sich verspätet, bevor dieser möglicherweise später auf freier Strecke stehen bleibt und hunderte Fahrgäste aufwändig versorgt oder gar evakuiert werden müssen. Grundsätzlich gilt die Gewährleistung der Sicherheit als allerhöchstes Gebot, denn immerhin verkehren im Schienennetz des Regionalbereiches Nord ca. 6.700 Personen- und Güterzüge – täglich.

So konnte die Besuchergruppe der RG Niedersachsen am Ende der Besichtigung feststellen, dass bei der Vielzahl der Züge letztendlich die Anzahl der Verspätungen relativ gering ist und aus einer Betriebszentrale heraus alles Mögliche getan wird, um im Falle einer Störung dennoch die Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen.

Frank Haufe

Bildquelle: © DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte

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