Führung durch die Geothermieanlage Oberhaching

Viele Menschen in Deutschland beschäftigt aktuell das Thema Energie. Gesucht wird eine sichere, „grü­ne“, also nachhaltige, und kostengünstige Energieversorgung.

© Simone Fischer

Die Regionalgruppe Süd hatte mit der für den DFK ex­klusiven Führung durch eine Geothermieanlage Ge­legenheit, Energiewende an einem konkreten Beispiel anfassbar und erlebbar zu machen.

Die Erdwärme Grünwald GmbH hat vor circa 12 Jahren in der Nachbargemeinde Oberhaching eine Geothermieanlage erstellt, die rund 1.800 Immobilien mit Wärme versorgen kann und jedes Jahr 25.000 Tonnen CO2 ver­meidet. Andreas Lederle, Geschäftsführer der Erdwär­me Grünwald, hat unsere DFK-Gruppe durch die Anlage geführt und sich Zeit für Fragen sowie Diskussion ge­nommen.

Das Herzstück der Anlage kann man nicht sehen: Es ist die 3.600 Meter tiefe Bohrung, die nach umfangreichen seismischen Messungen und der Auswertung durch hochspezialisierte Geologen erfolgreich durchgeführt wurde. Über das Bohrloch werden über eine Serie von Pumpen in jeder Sekunde 100 bis 140 Liter 127 Grad heißes Wasser gefördert. Über Wärmetauscher wird die Energie in das circa 100 Kilometer lange Netz ein­gespeist und den angeschlossenen Haushalten sowie Großkunden zur Verfügung gestellt, um dann auf circa 60 Grad abgekühlt an anderer Stelle wieder ins unterir­dische Heißwasserreservoir zurückgeleitet zu werden.

© Simone Fischer

Zusätzliche überschüssige Wärme wird nach dem Er­neuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Strom umgewan­delt, und als Ergänzung wird Regelleistung für das Stromnetz erbracht.

Die gesamte Anlage läuft hoch automatisiert rund um die Uhr und verfügt über eine Leitwarte, die bis zu 72 Stunden ohne Personal betrieben werden kann.

In einer Kooperation mit der Geothermie in Unterha­ching werden die Lagerhaltung und damit die Kosten für Ersatzteile optimiert. Versorgungssicherheit hat einen hohen Stellenwert für die Erdwärme Grünwald, sodass wesentliche Komponenten der Pumpen immer vorgehalten werden. Auch die Ad-hoc-Reserven in kon­ventionellen Brennstoffen (zum Beispiel zur Spitzenlastdeckung) stellen sich beide Gesellschaften wech­selseitig zur Verfügung.

Andreas Lederle beeindruckt unsere Gruppe mit tech­nischen Details, dem erstaunlichen Automatisierungs­grad sowie den blitzsauberen Leitungen und Maschi­nen in der Anlagenhalle. Als Laie vermutet man, dass die geologische Erkundung und technische Umsetzung der Knackpunkt einer Geothermieanlage sind. Weit ge­fehlt. Lederle öffnet in spannender Weise die Diskus­sion auf ein ganzheitliches und viel breiteres Bild, um die wahren Herausforderungen klar zu machen: Die Bereitschaft der Landeigentümer, Fläche zu verkaufen, ist kritisch – Erlöse müssen versteuert werden, daher wird jahrelang verhandelt. Genehmigungsverfahren und Umweltauflagen sind zahlreich, kompliziert und zeitraubend. Ausschreibungen für Material und Technik müssen nach aktueller Rechtslage europaweit standar­disiert erfolgen. Der Kapitalbedarf für die kosteninten­sive Erschließungsbohrung und das Leitungsnetz sind hoch.

Obwohl in Deutschland geschätzte 75 % des Wärmebe­darfs (CO2-neutral) durch Geothermie erzeugt werden könnten, gibt es keine Lobby und kaum politische Trei­ber für das Thema. Wir haben also noch Potenzial!

Simone Fischer, Rudolf Schmatz Vorstandsmitglieder der RG Süd

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