Im Rahmen ihrer Reihe „Kulturprogramme“ bietet die Regionalgruppe Düsseldorf ihren Mitgliedern regelmäßig gemeinsame Museums- und Ausstellungsbesuche an. Diese Veranstaltungen in kleinem Kreis werden von den kunstinteressierten Mitgliedern gerne angenommen und sind meist schnell ausgebucht. Die Teilnehmer schätzen die fachkundigen und meist kurzweiligen Erläuterungen der Guides, die den Blickwinkel und das Verständnis für die ausgestellten Kunstwerke erweitern. Und sie freuen sich über den Austausch mit anderen Mitgliedern, die sie zum Teil bereits von früheren Veranstaltungen der Regionalgruppe kennen, oder die erstmals an einer solchen Veranstaltung teilnehmen.
Am 24. Oktober 2021 konnte die Vorsitzende der Regionalgruppe Düsseldorf, Dr. Renate Schüller, 18 teils bekannte, teils neue Gesichter in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf begrüßen zu einem gemeinsamen Besuch der Ausstellung „Georges Braque – Erfinder des Kubismus“.
Die Ausstellung konzentriert sich auf die wichtigsten Jahre seines Schaffens, auf das besonders spannende und ereignisreiche Frühwerk zwischen 1906 und 1914. In dieser Zeit prägte der junge Georges Braque (1882-1963) mit seinem Freund Pablo Picasso acht Jahre lang die vielleicht revolutionärste Etappe in der Geschichte der modernen Malerei: den Kubismus. Die Ausstellung zeigt, wie Braque in rasanter Abfolge die stilistischen Mittel weiterentwickelt oder neu erfindet. Fauvismus, Vorkubismus, Analytischer Kubismus, „papiers collés“ und Synthetischer Kubismus folgten in einzigartiger Verdichtung aufeinander.
Stand in der Anfangsphase seines Schaffens unter dem Eindruck der Werke von Henri Matisse noch die Kraft der Farbe im Fokus des Künstlers, setzte Braque sich schon bald intensiv mit den Bildern von Paul Cézanne und deren strengem geometrischen Konstruktionsprinzip auseinander. Im – fast täglichen – Austausch mit Pablo Picasso stellten beide Künstler Gemeinsamkeiten und parallele Ansätze fest. Für beide war es der Beginn des analytischen Kubismus. Die Farbgebung wurde dezenter; statt leuchtender Farben prägten Ocker, Grün und Grau die Bilder. Landschaften und Stillleben wurden auf ihre geometrischen Grundformen reduziert, die Zentralperspektive aufgelöst und durch eine vielschichtige Ansicht auf das jeweils dargestellte Objekt ersetzt.
In diesem Entwicklungsprozess, in dem von den Kritikern der beiden Künstler erstmals der Begriff „Kubus“ (abgeleitet von frz. cube bzw. lat. cubus für Würfel) und „Kubismus“ verwendet wurde, war Georges Braque deutlich radikaler als sein bekannterer Freund Pablo Picasso. Wohl auch deshalb hat das Kuratorium der Düsseldorfer Ausstellung Braque als den Erfinder des Kubismus bezeichnet.
In der Phase des sog. analytischen Kubismus ähneln sich die Werke von Braque und Picasso sehr; sie weisen große Gemeinsamkeiten auf und sehen sich teilweise zum Verwechseln ähnlich. Dies gipfelte darin, dass Braque und Picasso ihre Bilder in dieser Zeit bewußt nicht mehr signierten, worauf die beiden Guides die Gruppe aufmerksam machten.
Nach einem Sommer-Aufenthalt der beiden Künstler mit ihren Frauen in Südfrankreich im Jahr 1912 begann Braque Sand, Gips, Schnüre und Sägemehl mit Ölfarbe zu mischen und zu Collagen zu verarbeiten, die zum sog. Synthetischen Kubismus zählten. Gegenstände des Alltags wurden so erstmals zu Kunst transferiert; ein weiterer bahnbrechender Schritt in der Geschichte der modernen Malerei. Auch Picasso begann damit zu arbeiten.
Die Braque-Ausstellung endet mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Dieser brachte eine Zäsur mit sich; sowohl für das Schaffen Braques als auch für seine Freundschaft mit Picasso. Braque wurde eingezogen, schwer verwundet und malte nach seiner Rückkehr aus dem Krieg mehr und mehr Stillleben, bei denen auch wieder mehr Farbe in den Vordergrund trat als bei seinen kubistischen Bildern. Mit dem Krieg endete auch die Freundschaft zu Picasso; beide Künstler haben sich nie wiedergesehen.
Die Teilnehmer der Ausstellung waren beeindruckt von den gezeigten Werken und von den dazu gegebenen Informationen der beiden fachkundigen Guides. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, die Entwicklung des Kubismus und die Bilder von Georges Braque zu verstehen. Regionalvorstand Dr. Renate Schüller dankte den Guides für ihr Engagement und den Teilnehmern für ihr Interesse an der Veranstaltung. Sie versprach, dass die Regionalgruppe Düsseldorf weitere Veranstaltungen plant, zu dem der Vorstand gerne wieder viele Mitglieder begrüßen möchte.
Dr. Renate Schüller