Unter dem Motto Wetterdaten für die Welt „made in Darmstadt“ hat die RG Mitte im März die europäische Satellitenagentur EUMETSAT im hessischen Darmstadt besucht. Die zwischenstaatliche Organisation betreibt eigene meteorologische Satelliten und stellt die aus dem Weltraum gewonnen Daten ihren Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Die Daten dienen Organisationen wie Wetterdienste und einzelnen Nutzern wie Wissenschaftlern und Forschern gleichermaßen als Basis für die Klima-, Umwelt- und Wetterüberwachung.
Ein spannendes wie lehrreiches Themenfeld, in das wir mittels fachkundigen Vortrags von Reinhard Latzel im Rahmen einer Führung näher eintauchen durften. Dabei wurden uns die Satellitentypen anhand von Modellen teils in Originalgröße anschaulich erklärt. Zudem konnten wir Live-Aufzeichnungen der Wetter- und Klimadaten sehen und einen Blick in das Kontrollzentrum werfen.
Zu der aus Darmstadt gesteuerten Satellitenflotte gehören neben Meteosat-Satelliten in geostationärer Umlaufbahn auch erdnähere Satellitentypen wie die Metop- und Copernicus Sentinel-Satelliten im polaren Orbit. Bodenstationen in verschiedenen Regionen Europas unterstützen beim Sammeln der Daten. Mit der NASA gibt es eine Kooperation, im Rahmen derer EUMETSAT Daten zur Überwachung der Ozeane verarbeitet und verbreitet. Die hierzu eingesetzten Jason-Satelliten waren ebenfalls im Modell zu sehen.
Wie bedeutend die Satellitenbeobachtungen für Gesellschaft und Industrie bspw. zum Schutz von Leben, Eigentum und ökonomischen Erfolg (u.a. Landwirtschaft / Fischerei, Transport, Bauwirtschaft) sind, hat uns die Simulation der Bewegungsbahn des Wirbelsturms Irma gezeigt, der sich im Aug-Sep 2017 im östlichen Atlantik gebildet hatte und in seinem Verlauf weitläufig u.a. auf die Antillen und die Westküste der USA getroffen war.
Die Daten von EUMETSAT helfen dabei, derartige Klimaphänomene und Extremwetterlagen zu beobachten und künftige Voraussagen zu verbessern. Meeresbeobachtungen und -messungen von bspw. Meeresströmungen, Wellenhöhen oder Oberflächentemperatur, Temperatur- und Feuchtigkeitsprofile der Atmosphäre oder auch die Messung der Treibhausgase sind essenziell für die heutige Klimaforschung, wie auch eine Simulation der Konzentration des arktischen Polareises veranschaulichte. Aber auch Entwicklungsländer profitieren zunehmend von den in Darmstadt gesammelten Daten.
In einer Zeit, in der das Thema „Nachhaltigkeit“ gesellschaftlich im Fokus steht, fand schließlich die sogenannte „Friedhofsbahn“ auch unter den Teilnehmenden der Veranstaltung ein besonderes Interesse. Hierbei handelt es sich um eine Erdumlaufbahn für ausgediente erdferne Satelliten, während Raumflugkörper auf niedrigen Orbits durch Absenken der Flugbahn in der Atmosphäre entsorgt werden. Die Lebensdauer eines Satelliten – so lernten wir – wird dabei neben möglichen Defekten wesentlich durch den Verbrauch des bordeigenen Treibstoffs begrenzt.
Aufgrund der hohen Nachfrage wird für interessierte Personen im Juni 2023 ein Zusatztermin stattfinden.
Nancy Luthardt