Erstmals hat die Studie die sog. Mental Load erfasst. Unter „Mental Load“ ist im deutschen Sprachraum vorrangig die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitgehend unsichtbar sind, zu verstehen.
Die Studie bestätigt eine Vermutung: In den Familien sind es immer noch die Frauen, die den „Laden am Laufen halten“, die sich um Geschenke bei Familien- und Kindergeburtstagen kümmern, die überlegen, was eingekauft und gekocht wird und wer wann wohin muss.
Es ist nicht so, dass sich Männer gar nicht am Haushalts und Familienalltag beteiligen. Sie tun es nur deutlich weniger als ihre Partnerinnen.
Interessant an der Studie ist aber die starke veränderte Einstellung der Befragten (überwiegend bei jüngeren Menschen) zu Kindern. Die Einstellung geht mehr vom Ansatz Familie und Erwerbstätigkeit zu Familie oder Erwerbstätigkeit über.
Mehr über die Vermächtnisstudie 2023 erfahren Sie unter: https://www.zeit.de/serie/das-vermaechtnis
Im Anschluss diskutierte Prof. Dr. Allmendinger mit Familienministerin Lisa Paus über die heimlichen Hürden auf dem Weg zu Gleichberechtigung im Arbeitsmarkt.
Noch reden gerade jüngere Männer viel über Veränderung und Gleichstellung, tun dann aber wenig dafür.
„Gleichstellungspolitik braucht beide Geschlechter“, so Paus.
Nach einer kurzen Netzwerkpause wurden dann erörtert, welche Rahmenbedingungen Unternehmen schaffen können, um neue Rollenbilder zu schaffen.
Die Rollenbilder in der Familie haben sich über die letzten Jahre hinweg stark verändert. Sie sind aber immer noch wichtig, um Identifikationen herzustellen.
Unternehmen müssen daher mehr auf die Arbeitnehmenden eingehen. Mit Rollenbildern wird Klarheit geschaffen. Ein großer Fehler ist es, wenn Stellenbeschreibung und das aktuelle Rollenbild nicht übereinstimmen.
Mit vielen Gemeinsamkeiten „stritten“ dann Ricarda Lang, MdB, die Bundesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Carsten Linnemann MdB, der stellvertretende Vorsitzende der CDU Deutschlands darüber wieviel Flexibilität der Wohlstand in Deutschland verträgt.
In den Details verschieden, im Grundsatz aber überwiegend angeglichen, waren sich die Politikerin und der Politiker einig, dass es ohne Flexibilität nicht funktionieren wird, da gerade die jüngeren Arbeitnehmenden ein anderes Verhältnis zur Arbeit haben.
„Auf dem Weg zu mehr Vielfalt: Was haben wir gelernt – wie kommen wir weiter voran?“
Judith Wiese und Charlotte Parnack besprachen diese Frage und gaben viele Antworten.
Judith Wiese, Chief People & Sustainability Officer bei der Siemens AG sieht sich nicht als Quotenfrau. Sie ist aber überzeugt, dass die Quote notwendig war, um Dinge anzuschieben.
Leider werden Arbeitsentscheidungen von Frauen in Deutschland immer moralisiert, was Judith Wiese so aus anderen Ländern nicht kennt.
Ana-Cristina Grohnert und Tatjana Kiel stellten zum Abschluss der Veranstaltung die Frage, was die soziale Verantwortung für Arbeitgeber bedeutet und beantworteten diese auch umgehend.
Unternehmen werden nicht mehr nur anhand traditioneller Parameter wie der finanziellen Leistung oder sogar der Qualität ihrer Produkte oder Dienstleistungen bewertet. Zunehmend wird ihr Einfluss auf die Gesellschaft als Ganzes beurteilt, wodurch sie sich von kommerziellen Unternehmen zu Sozialunternehmen wandeln.
Der Tag in Berlin hat viele Impulse und ganz viele Anregungen gebracht.
Die Diversität auf dem Podium hat gezeigt, dass Arbeit und Vielfalt untrennbar miteinander verknüpft sind.
Ein wenig schade war aber, dass bei der Veranstaltung Diversität überwiegend mit der Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben behandelt wurde. Dabei bedeutet Vielfalt, Diversity, Diversität doch so viel mehr!