Betriebliches Gesundheitsmanagement und Leistungsmanagement?

BGM

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Leistungsmanagement in einem Satz – gehört das wirklich zusammen? Diese Frage stellen sich viele Führungskräfte, und die Antwort ist: Ja!

BGM ist ein wesentlicher Baustein im Leistungsma­nagement des Unternehmens. Es wirkt direkt auf die Gesundheit und damit indirekt auf die Leistungsbereit­schaft und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden ein. In einem modernen, weitgreifenden Ansatz des BGM werden dabei nicht nur die unmittelbaren Gesund­heitsaspekte, wie z. B. gesunde Ernährung, Bewegung und die psychische Gesundheit, in den Fokus genom­men, sondern auch die Ebene der Voraussetzungen, die zu den gesundheitlichen Aspekten beitragen.

In einem modernen, weitgreifenden Ansatz des BGM werden nicht nur die unmittelbaren Gesundheitsaspekte in den Fokus genommen.

Dazu gehören Themen wie die Führungskultur, Kom­munikation und organisatorische sowie prozessuale Probleme. Die Grenze zum Change-Management ver­wischt hier spürbar: Man muss BGM in diesem Sinne als Teilaspekt des Change-Managements verstehen. Den Zusammenhang verdeutlicht Bild 1 noch einmal: Gesundheit, Leistungsbereitschaft und Leistungsfä­higkeit hängen untrennbar zusammen und verstärken

sich dabei idealerweise gegenseitig. Einen Teilaspekt ohne die beiden anderen zu betrachten, macht deswe­gen keinen Sinn und würde zu falschen Schlüssen und Maßnahmen führen.

In der gemeinsamen BGM-Arbeitsgruppe des DFK und des Instituts für Gesundheit und Soziales der FOM Hochschule haben wir die vier wesentlichen Bausteine zur positiven Beeinflussung identifiziert:

Unternehmenskultur

Hier liegt die Basis für alles Handeln im Unternehmen und damit auch für das gesundheits- und leistungsbe­wusste Umgehen mit der wertvollsten Ressource: den Mitarbeitenden. Besonders wichtig ist dabei, auch hier einen analytischen Ansatz zu wählen, statt es bei wohl­feil klingenden Zielsetzungen für die Unternehmens-Broschüren zu belassen. Der Prozess beginnt mit einer ehrlichen Kulturanalyse, basierend auf wissenschaft­lichen Kultur-Modellen (z. B. 3-Ebenen Modell nach Schein), in denen der Ist-Zustand erhoben wird, um dann zielgerichtet Maßnahmen zur Erreichung des Soll-Zustands zu definieren. Auf diese Weise wird ein konst­ruktives und förderliches Umfeld geschaffen, von dem Gesundheit und Leistung gleichermaßen profitieren.

Führung und Organisation

Führung ist der wichtigste Einflussfaktor auf die Mitar­beitergesundheit, denn alle negativen Einflüsse auf die gesundheitliche Entwicklung und damit auf die Leistung fallen am Ende in die Verantwortung der Führung. Aktuell wird die Aufgabe nicht leichter: auch schon „vor Corona“ haben Digitalisierung und Virtualisierung die Organisation in erheblicher Weise verän­dert und auch belastet; seit März 2020 hat sich diese Führungsaufgabe noch einmal massiv verstärkt. Alleine Homeof-fice/mobiles Arbeiten bietet im Bereich BGM ein reiches Betätigungsfeld. Dazu kommen weitere Standard-Themen, wie die Effekte der Globalisierung und des demografischen Wandels, der zu immer schmerzhafteren Fach- und Führungs-kräftemangel-Situationen führen kann.

Personalpolitik

Hier geht es sowohl um das Managen vorhandener Risiken, wie Personalmangel und gesundheitsgefähr­dende Umgebungen, Prozesse und Verhalten, als auch um das Schaffen von positiven Anreizen. Das vielleicht wichtigste Einzelthema ist dabei die Erhaltung von Motivation und Gesundheit – nicht nur bei älteren, son­dern auch bei ganz jungen Mitarbeitenden. Die Zunah­me psychischer Erkrankungen gerade in jungen Jahren bereitet hier erhebliche Sorgen. Daneben ist BGM ein wichtiger Faktor im Employer Branding – es schafft An­reize zur Bewerbung und hält gleichzeitig vorhandene Mitarbeitende im Betrieb.

Individuum

Hier finden sich alle „klassischen“ Einzelinstrumente der Gesundheitsförderung, wie die gesunde Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, Umgang mit Süchten und die Förderung des sozialen Umgangs.

Wenn diese vier Aspekte in professioneller Weise be­arbeitet werden, gelingt nicht nur die Verbesserung von Gesundheit und Motivation – sondern auch die Steige­rung der Leistung. BGM ist damit ein wichtiger Baustein im Leistungsmanagement jedes Unternehmens.

Weitere Literatur:

  • Culture and Leadership, Hoboken: Wiley
  • PräDiTec (2019): Gesund digital arbeiten?!, Link: https://gesund-digital-arbeiten.de/download/591/, [Zugriff am 10.05.2021]
  • PräDiTec (2020): Digitale Arbeit während der COVID-19-Pandemie, Link: https://gesund-digital-arbeiten.de/ download/2899/, [Zugriff am 10.05.2021]

Über den Autor
Prof. Dr. Arnd Schaff ist Wissenschaftler und Hoch­schullehrer am ifgs (Institut für Gesundheit und So­ziales) an der FOM Hochschule für Ökonomie & Ma­nagement. Des Weiteren ist er u. a. stellv. Sprecher der Arbeitsgruppe BGF der Deutschen Gesellschaft für So­zialmedizin und Prävention (DGSMP), Unternehmens­berater und unterhält eine Praxis für Psychotherapie.

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