Selbstorganisierte Teams nach dem Buurtzorg-Prinzip

Tobias Bosold, Diana Nier, Werner Döbritz und Robert Wolf (v.l.n.r.)

Die Bosold Pflege GmbH hat als eine der ersten Pflegeeinrichtungen in Sachsen entschieden, ein Pilotprojekt nach dem Buurtzorg-Ansatz zu starten und baut in Abstimmung und unter Lizenz mit Buurtzorg Deutschland das erste Leipziger Buurtzorg-Team auf.

Buurtzorg (dt. Nachbarschaftshilfe) definiert Führung und Organisation ganz neu. Die Pflegefachkräfte arbeiten hier lokal begrenzt in kleinen Teams von ca. sechs bis acht Mitarbeitern. Auf dieser lokalen Ebene wird ein Netzwerk aus professionellen und ehrenamtlichen Akteuren, wie z.B. Personen aus dem sozialen Nahbereich des Pflegebedürftigen, geknüpft, um den Pflegebedürftigen zu unterstützen aber auch (knappe) professionelle Pflegezeit zu optimieren. In den Niederlanden hat sich dieses Modell als sehr erfolgreich erwiesen. Gestartet vor wenigen Jahren mit einer Handvoll engagierter Pflegekräfte, ist ein richtiggehender Hype für die häusliche Pflege mit zwischenzeitlich über 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstanden. Dort wird gerade darüber nachgedacht, das Erfolgsmodell auch auf andere Leistungsbereiche zu übertragen (stationäre Pflege, Kitas, Schulen). (Siehe auch die letzte Ausgabe der Perspektiven.)

Am 14. Mai gaben Tobias Bosold, Geschäftsführer der Bosold Pflege, und Robert Wolf, Assistent der Geschäftsführung, den vielen interessierten Gästen der RG praktische Einblicke in die derzeitigen Erfahrungen mit der Einführung des Buurtzorg-Prinzips.

Für Bolsold war im Rahmen seiner Aus- und Weiterbildung schnell klar, dass sich im Pflegebereich etwas ändern muss. So ist er auf Buurtzorg in den Niederlanden gestoßen und hat dort auch an Buurtzorg-Tagungen teilgenommen. Das Prinzip basiert vor allem auf Vertrauen in die Mitarbeiter, Motivation durch die Sinnhaftigkeit der Aufgaben sowie hoher Selbstverantwortung des Einzelnen.
Neben dem konservativen Pflegemodell, das Bosold auch anbietet, arbeitet aktuell ein Team aus vier Pflegefachkräften nach dem Buurtzorg-Prinzip. Erste positive Effekte sind bereits erkennbar, so Tobias Bosold. Wolf stellte heraus, dass sich die Geschäftsleitung als Support-Team versteht und die Rahmenbedingungen für das Team setzt.

Leider lassen sich bestimmte Tätigkeiten bzw. Erfolge, wie die Wiederherstellung früherer Gesundheitsbeeinträchtigungen, nicht in dem streng regulierten Abrechnungssystem der Krankenkassen abbilden. Hier führt die Bosold-Geschäftsleitung aktuell den Dialog mit Krankenkassen und Politik und agiert als Vorreiter. Die Teilnehmer tauschten sich ganz offen mit den Referenten über den Ansatz, die Erfahrungen aus und auch über die Transformation in andere Branchen und Unternehmen.

Beim anschließenden Get-together bestand dann die Möglichkeit der Intensiverung der Netzwerkkontakte und auch der Beantwortung noch offener Fragen.

dn

Bildquelle: © DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte

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