So werden Führungskräfte zu poitiven Leadern
Erfolgreich mit Persönlichkeit und Charisma

Nicht jede Führungskraft wird als Leader geboren. Manchmal rutscht man einfach hinein in die Füh­rungsverantwortung – und merkt oft zu spät, dass man noch gar nicht so weit ist. Umgekehrt nimmt man manchmal erst mit etwas Abstand wahr, dass jemand sich als starke Führungskraft gezeigt hat – ohne auf dem Papier eine zu sein.

Antje Heimsoeth © A. Heimsoeth

Persönlichkeit zu definieren, ist ebenso schwierig, wie pauschal zu sagen, was eine gute Führungskraft ausmacht. Auch wenn es Eigenschaften gibt, die wir starken Persönlichkeiten zuschreiben: Authentizität, Durchsetzungsvermögen, Fleiß, Mut, Optimismus, Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein, Über­zeugungskraft oder Zielstrebigkeit. Wichtig ist vor al­lem eines: sich selbst zu reflektieren, Handlungs- und Denkmuster wahrzunehmen und diese Erkenntnisse als Basis für die Bereitschaft zur ständigen Verände­rung und für persönliches Wachstum zu nutzen.

Wie entwickelt man sich zu einem positiven Leader?
Erfolgreiche Führungskräfte brauchen eine stabile und starke Persönlichkeit. Sie ist Voraussetzung und zugleich das Ergebnis einer regelmäßigen Selbstwahr­nehmung und Selbsterkenntnis. Wir sind ganz bei uns selbst und können so Verständnis für andere aufbrin­gen. Wir sind innerlich gefestigt und können deshalb Veränderungen zulassen. Wichtige Eigenschaften ge­rade in den schwierigen Zeiten, wie wir sie alle gerade durchleben.

Einige Führungskräfte haben sich in den letzten bei­den Jahren zu starken Führungspersönlichkeiten ent­wickelt. Andere haben das Handtuch geworfen. Eines ist in all der Zeit aber noch deutlicher geworden: Über­nehmen Führungspersönlichkeiten ihre Verantwor­tung nicht, werden sie ihrer Rolle nicht gerecht, werden schwierige Zeiten noch viel unerträglicher – für Mitar­beiter, für Teams, ja für das ganze Unternehmen.

Veränderungen innen und außen zulassen
Als Führungskraft alte, gern gefahrene Straßen zu ver­lassen und im Gehirn aus Trampelpfaden neue Autobah­nen entstehen zu lassen, geht nicht von heute auf mor-gen.AberanVeränderungen–innenwieaußen–kommen wir nicht mehr vorbei. Zumindest das hat uns die Pande­mie gelehrt und vieles doch möglich gemacht, was für uns vorher und in dieser Schnelligkeit undenkbar er­schien.

Verlassen Sie als Führungskraft alte, gern gefahrene Straßen

Wenn wir uns nur einen Teil davon bewahren können, steht unserer kontinuierlichen Persönlichkeitsent­wicklung nichts mehr im Wege. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Es geht mir dabei keineswegs um den in den letzten Jahren forcierten permanenten Optimie­rungswahn. Es geht vielmehr darum, sich unter ganz individuellen Gesichtspunkten weiterzuentwickeln – immer im eigenen Sein-Dürfen und nicht im Vergleich mit anderen.

Stark führen heißt sich menschlich zeigen
Gedanken und Gefühle kommen und gehen. Ob wir sie wahrnehmen, steht auf einem anderen Blatt – und Co-rona nur stellvertretend für viele andere Herausforde­rungen. Ob es das zerstörte Geschäft nach einer Flutka­tastrophe ist, die Frage, wie man möglichst schnell klimaneutral wird oder welche weiteren neuen Bestim­mungen auf uns zukommen. Tatsache ist: Neue Erfah­rungen sind immer verbunden mit Unsicherheiten und Angst. Wir alle haben keine Blaupause dafür, solange wir auch im Geschäft sind – vieles ist für uns alle neu. Vielleicht kann sich die eine oder andere Führungskraft dadurch allerdings etwas besser in ihre Mitarbeiter hin­einversetzen und nachvollziehen, warum diese sich bisweilen nicht sofort und gerne auf Veränderungen einlassen wollen.

Neue Erfahrungen sind immer verbunden mit Unsicherheiten und Angst

Viele von uns können es nicht glauben, was manchmal von Tag zu Tag auf uns zukommt, welche Entscheidun­gen uns abverlangt werden, wie unabsehbar und vor al­lem wie wenig zu beeinflussen mache Dinge doch sind. Verbunden mit Wut, Verzweiflung und oft auch Unver­ständnis – Gefühle, mit denen sich Unternehmer und Führungskräfte immer öfter auseinandersetzen müs­sen. Fakt ist aber auch: Zeigen sich Führungskräfte verletzlich und verwundbar, macht sie das menschlich und zugleich stark – und genauso werden sie von Mit­arbeitern auch wahrgenommen.

Persönlichkeit verändern, aber bitte die eigene
Inwieweit sich Menschen überhaupt verändern können, daran scheiden sich die Geister. Ich denke schon, dass wir ein Leben lang fähig sind, zu lernen und uns weiter­zuentwickeln – unter einer wichtigen Voraussetzung: dass wir es selbst wollen. Es ist der eigene starke Wille, der vieles erst möglich macht. Deutlich mehr jedenfalls, als wenn wir nur dem sozialen Druck nachgeben oder einer Aufforderung von außen. Fühlen wir uns überre­det von jemand anderem, sind wir also nicht überzeugt, dass es unsere Entscheidung ist und folglich erwacht oft Widerstand. Und der tut weder der Veränderung noch unserer Persönlichkeit gut.

Apropos Persönlichkeit: Ich bin davon überzeugt, dass es ein zentraler Faktor – vor allem einer starken Füh­rungspersönlichkeit – ist, an sich selbst zu arbeiten. Dagegen haben wir als Führungskraft kein Recht, die Persönlichkeit eines Mitarbeiters ändern zu wollen. Was in diesem Umfeld allerdings durchaus sinnvoll ist: dass Führungskräfte Feedback zur Einstellung und zum Verhalten des Mitarbeiters geben.

An Niederlagen wachsen
Wir kommen nicht darum herum, so erfolgreich wir uns auch wähnen, so gut wir unser Metier beherrschen: Niederlagen kommen vor und treiben uns manchmal in Selbstzweifel. Starke Führungskräfte wissen das nicht nur, sondern haben auch eine Strategie dagegen: Ers­tens verhindert ihr gesunder Optimismus, dass sich diese Selbstzweifel als einschränkende Glaubenssätze negativ auf ihr Handeln auswirken. Zweitens wissen sie, dass man am meisten von denjenigen Menschen lernen kann, die das schon können, was wir gerne können wür­den – oder wie in diesem Fall, das schon erlebt haben, was man selbst gerade durchleidet. Wir alle kennen Ge­schichten von erfolgreichen Sportlern, Künstlern und Unternehmern, die lange auf ihren Durchbruch warten und unzählige Niederlagen einstecken mussten. Eines eint sie alle: Sie haben niemals aufgegeben, weil sie überzeugt waren von ihrer Idee, ihrem Talent, ihren Fä­higkeiten – und ihren Zielen.

Starke Führungspersönlichkeiten und solche, die es werden wollen, wissen eines ganz gewiss: Nicht immer gelingt alles auf Anhieb. Manchmal ist etwas schwierig, manchmal langwierig, manchmal fangen wir uns ein blaues Auge ein – und sei es nur mental. Dann hilft die Triple-A-plus-A-Methode: Akzeptieren, Analysieren, Ab­haken und Aufstehen (Krone richten, aufstehen, wei­tergehen). Ich möchte an dieser Stelle noch ein weite­res A dazunehmen: Anlauf nehmen.

Die Triple-A-plus-A-Methode: Akzeptieren, Analysieren, Abhaken und Aufstehen

Je nachdem, in welchem Kontext das Scheitern pas­siert, ist es richtig und wichtig, zunächst einmal auf sich selbst zu schauen. Aber bitte ohne sich innerlich gleich als Versager abzustempeln! Scheitern und Ver­änderungen bleiben uns nicht erspart – im persönli­chen Umfeld ebenso wie in der Führung und in unse­rer Gesellschaft. Die Welt dreht sich unaufhörlich weiter und unsere (Arbeits-) Welt sieht morgen an­ders aus als heute. Aber eines steht fest: Je schneller und besser wir es schaffen, – unabhängig von per­sönlichem Befinden und den Dingen, die von außen auf uns einströmen – Persönlichkeit zu entwickeln, umso eher erleben wir mentale Gesundheit, Erfolg und Lebensqualität.

Über die Autorin
Antje Heimsoeth ist eine der bekanntesten Busi­ness- und Mental-Coaches im deutschsprachigen Raum. Ihr Know-how beruht auf Praxiserfahrungen, die durch wissenschaftliche Impulse untermauert sind. 2019 wurde sie zum Senat der Wirtschaft be­rufen und ist so Teil eines exklusiven Kreises.

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