
Autor: Balian Buschbaum
Fischer Taschenbuch Verlag
392 Seiten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-596-70718-8
Vier Meter siebzig. Die Weltklassehöhe aus dem Jahr 2003 konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stab von einer Person geführt wird, die unzählige körperliche und seelische Schmerzen in den Wettkampf trug. Den Achillessehnen wurde durch das viele Training und den harten Wettkämpfen im Stabhochsprung schwer zugesetzt. Noch mehr allerdings der Seele. Denn der Athlet musste bei den Frauen antreten, was zwar seinem gebürtigen Geschlecht entsprach, aber noch nie dem selbst gefühlten.
2007 outete sich Balian Buschbaum vor Mio.publikum als trans*normal – eine Begrifflichkeit, die Buschbaum selbst geprägt hat – und trat in seine Transition ein. Mittlerweile ist der 41-jährige Mann als Coach und Speaker tätig und bringt Diversität und Vielfalt in Unternehmen. Mit „Warum Diversity uns alle angeht — Wie ich der wurde, der ich immer war“ (Fischer, Taschenbuch, 14 €) hat Buschbaum eine erweiterte Biografie herausgebracht, die unterstreicht, warum Vielfalt für die Gesellschaft ein Zugewinn ist. Im Nukleus des Buches steht seine bereits 2010 erschienene Biografie „Blaue Augen bleiben blau“, die von zwei weiteren Hauptkapiteln ergänzt wird. Im Ersten leitet Buschbaum die/den Leser*in in die gesellschaftliche Vielfalt und die Dimensionen von Diversität ein. Im Folgekapitel auf „Blaue Augen bleiben blau“ schildert er in kurzen Spotlights seine Zeit nach dieser Veröffentlichung.
Buschbaum schreibt gefühlvoll wie auch pointiert direkt. Macht Mut, spart aber auch die Hürden und Schmerzen seines Leidenswegs nicht aus. Erklärt und vertieft, ohne belehrend den Zeigestock zu erheben. Das 379 Seiten starke Werk ist jede Leseminute wert, wenngleich die Titelfrage insgesamt ein wenig zu kurz kommt: „Warum Diversity uns alle angeht“ verdient eine noch gesellschaftlich globalere und ausführlichere Betrachtung und Einordnung. Vielleicht ein Stoff für ein Folgewerk.
Daniel R. Schmidt