MYTHOS SPANIEN. IGNACIO ZULOAGA (1870–1945) Kunsthalle München
„Etwas zu malen heißt, es selbst zu leben“ – das ist die feste Überzeugung des spanischen Malers Zuloaga. Was das konkret bedeutet, lernen wir am ersten der beiden DFK-Museumstage in der Kunsthalle München. Der Künstler stammt aus wohlhabendem Hause, was ihn nicht hindert, in seinen Werken oft die einfache, hart arbeitende und ehrliche Bevölkerung als Seele Spaniens darzustellen. Die kenntnisreichen Erläuterungen der Kunsthistorikerin Daniela Thiel erweitern immer wieder den Kontext der Werke und lassen uns die Zerrissenheit der Bevölkerung der ehemaligen Weltmacht Spanien in den Gemälden erkennen (Stichwort weißes und schwarzes Spanien). Tiefe Niedergeschlagenheit ob des verlorenen Ansehens als Staat und gleichzeitig festes Ver
trauen in eine mögliche gute Zukunft sind exemplarisch beide in einem Stierkampf dargestellt. Es ist dabei geradezu unglaublich, dass der Künstler selbst eine Ausbildung zum Stierkämpfer und diverse Kämpfe absolviert hat. Ebenso überraschend, dass er eine Zeit gemeinsam mit den Gitanos, den spanischen Sinti und Roma, gelebt hat. Mit unverstelltem Blick zeigt er die Rolle der Gitanos in der Gesellschaft Spaniens. Feinsinnig stellt er spanische und französische Frauen aus dem Rotlichtmilieu einander gegenüber. Viele Details hätten wir ohne Erläuterung weder gesehen noch verstanden. Und genau dieser Erkenntnisgewinn begeistert jeden einzelnen Teilnehmer sowohl für die Ausstellung als auch für unsere kongeniale Begleiterin Daniela Thiel.
VENEZIA 500. DIE SANFTE REVOLUTION DER VENEZIANISCHEN MALEREI in der Alten Pinakothek München
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verändert sich die Haltung der jungen Adeligen, die verpflichtend als die nächste Riege an Führungskräften der Wirtschafts- und Militärmacht Venedig herangezogen werden. Die jungen Männer wenden sich hin zu einer virtuellen, idealisierten Traumwelt („Arkadien“), ziehen sich auf Landgüter zurück und nehmen Abstand von Staatsämtern. Dieser innere Wandel wird gespiegelt in den Veränderungen der Porträt- und Landschaftsmalerei der italienischen Hochkaräter der Malerei wie Tizian, Tintoretto, Lorenzo Lotto, Giovanni Bellini. Die internationalen Verflechtungen der Kunstszene mit Aufenthalten von Künstlern zum Beispiel in den Niederlanden schlagen sich auch in den italienischen Werken nieder. Frauendarstellungen zeigen lyrisch-romantische Wunschbilder und Fantasien. Unsere beiden Teilnehmergruppen sehen diese feinen Details, weil unser Blick gezielt durch Daniela Thiel darauf gelenkt wird. Dass ein Porträt das Modell nicht mehr im Profil, sondern direkt von vorn mit offenem Blick zeigt wird zur Sensation. Dass eine Landschaft mit Heiligen so viele Einzelheiten zeigt, weil es früher wie ein Buch gehalten und betrachtet wurde, lässt uns staunen und mit dem Blick in den Landschaftsbildern spazieren gehen. Eine wunderbare Entdeckungsreise.
Dr. Dirk Schmidt, Simone Fischer, Vorstand der RG Süd