Wie ich als Führungskraft Konflikte im Team lösen kann?

KONFLIKTE IM TEAM

Wie schon seit einer Woche herrscht auch an diesem Dienstagmorgen im Großraumbüro einer Reede­rei Stille. Jeder Mitarbeitende arbeitet für sich, Gespräche finden vorwiegend auf der sachlichen Ebe­nen statt und die sonst so regen Gespräche auf dem Flur sind ebenfalls weniger geworden. Im letzten Teammeeting hat jeder nur das Nötigste angesprochen und auch die Performancezahlen des Teams haben in den letzten Tagen nachgelassen. Ein Grund für Bettina Färber*, die Führungskraft des Teams, heute etwas anders in das wöchentliche Teammeeting einzusteigen. Denn sie vermutet schon seit einiger Zeit, dass es einen unterschwelligen Konflikt im Team gibt, der dazu führt, dass es im Team aktuell nicht rundläuft. Und damit soll sie recht behalten.

© Andrii Yalanskyi/Shutterstock

Wo Menschen zusammenarbeiten, kommt es zu Kon­flikten. Aktuell wird das Wort Konflikt inflationär ge­braucht und einfache Probleme oder Differenzen als Konflikt klassifiziert. Doch ein wirklicher Konflikt ist das Auftreten von gegensätzlichen Interessen oder Werten, oder anders gesagt: „Ein Konflikt ist immer ein nicht vollzogener Ausgleich von Interessen.“ Ein Kon­flikt ist in diesem Sinne ein Zustand hoher emotionaler Ladung, der Unsicherheit auslöst, weil er von den Betei­ligten als schwer zu lösen angesehen und als gefühlte Abhängigkeit von anderen verstanden wird. Im priva­ten und unternehmerischen Kontext handelt es sich meist um Sach- oder Wertekonflikte – also ein Konflikt, der entweder auf ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) oder auf unterschiedlichen Haltungen, Einstellungen oder Glau­bensvorstellungen basiert. Konflikte behindern so die Leistungsfähigkeit, mindestens aber die Kommunika­tion in Teams Für Führungskräfte ist es daher wichtig, Konflikte früh­zeitig zu erkennen, um die Leistungsfähigkeit und die Motivation des Teams aufrecht zu halten. Es kommt dann darauf an, die verursachenden Mechanismen gut zu analysieren. Dafür bedarf es einer gewissen Sensi­bilität, denn häufig werden unterschwellige Konflikte aus Angst vor Eskalation und emotionaler Belastung nicht nach außen getragen. Viele Menschen verfügen nur über eine unzureichende Konfliktlösungskompe-tenz und reagieren mit unverhältnismäßigen Mitteln. Wer hat sich nicht selbst schon dabei ertappt, aus einer beleidigten Position heraus zu argumentieren, anstelle sich auf Augenhöhe mit der anderen Person zu begeben und aus einer sachlichen Erwachsenen-Position zu sprechen? Vertiefende Erkenntnisse und Anregungen zu den Ich-Ständen finden sich in der Transaktionsanalyse von Eric Berne und sind für die Betrachtung von Konfliktsituationen sehr hilfreich.1

Jörg Janßen © Jörg Janßen

Was können Sie nun als Führungskraft tun, um Konflikte schnell zu erkennen und zu lösen und damit eine besse­re Zusammenarbeit, mehr gegenseitigen Respekt und ein tieferes Verständnis für die einzelnen Mitarbeitenden im Team zu erreichen? Erkennen Sie Spannungen und Ge­reiztheit und achten Sie auf das Kommunikationsverhal­ten im Team. Wenn Sie merken, dass die Unzufriedenheit bei den Teammitgliedern steigt und der Informationsaus­tausch leidet, dann intervenieren Sie und eröffnen das Gespräch. Je nach Ausprägung des Konfliktes können Sie als Führungskraft an dieser Stelle nur die Rolle eines Mediators oder Coaches übernehmen. Schaffen Sie eine vertrauensvolle Umgebung. Wichtig ist, dass Sie den In­teressenausgleich zwischen den Konfliktparteien initia­lisieren. Auf diese Weise wird die Sprachfähigkeit wieder hergestellt. Um den Konflikt kompromissfähig zu ma­chen, helfen zum Beispiel Perspektivwechsel und eine Versachlichung, um die Emotionen rausnehmen, das Thema sozusagen zu ‚normalisieren‘.

Wir nutzen bei der Perspektiv-Consulting GmbH den An­satz und bedienen uns der Elemente der gewaltfreien Kommunikation2. Jeder Mensch wünscht sich, respekt­voll gehört und verstanden zu werden, dass seine Ge­fühle anerkannt werden, dass seine Integrität und Wür­de gewahrt werden und die Bedürfnisse und Wünsche erfüllt werden. Die Austragung und Lösung der Konflik­te sollte so positiv wie möglich gestaltet und die Füh­rungskraft im Rahmen des Prozesses als Dolmetscher und Brückenbauer verstanden werden. Dafür liefert das Konzept der gewaltfreien Kommunikation gute An­sätze. In sehr verfahrenen Situationen bietet sich un­bedingt das Hinzuziehen eines unbeteiligten Coaches oder Mediators an. Der DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte verfügt hier über ein gutes Netzwerk und bietet ein erstes kostenloses Coaching über die Perspektiv-Consulting GmbH an.

In sehr verfahrenen Situationen bietet sich unbedingt das Hinzuziehen eines unbeteiligten Coaches oder Mediators an

Kommen wir zurück zu Bettina, der Führungskraft aus der Einleitung des Artikels. Sie hat ihre Beobachtungen der letzten Zeit mit dem Team geteilt und eine vertrauensvol­le Basis für alle Teammitglieder geschaffen. Das hat es er­möglicht, dass sie dem Konflikt einen Namen geben konn­ten und sich alle gemeinsam des Themas angenommen haben. In einem kurzen Brainstorming wurden mögliche

Textfeld:  Die Führungskraft sollte immer auch den wichtigen und letzten Schritt der wahrgenommenen Qualität der Lö­sung im Prozess der Konfliktbewältigung beachten: die Frage nach der Veränderung/Lösung der bestehenden Situation. Ist die Konfliktlösung der Typ „Anpassung“, bei dem die eine Partei die eigenen Bedürfnisse denen der anderen Partei unterordnet? Dann besteht die Ge­fahr, dass der Konflikt in Zukunft weiterschwillt, ähnlich wie beim Typ „Konkurrenz“, wo nur das eigene Bedürf­nis berücksichtigt wird, ohne auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen. Anzustreben ist am besten die Lösung in Form eines fairen „Kompromisses“, bei dem jeder gleichermaßen nachgibt und bekommt, oder noch besser eines „Konsens“, also die befriedigende Berück­sichtigung der Bedürfnisse beider Konfliktparteien. Daraus lässt sich für Teams ableiten, dass gemeinsame Realitäten und Interessen erkannt und verändert wer­den. Ein wertvoller Entwicklungsschritt ist somit er­reicht und das Team geht gestärkt aus der Situation he­raus. Denn wie es immer so schön heißt: „Ein gelöster Konflikt ist besser, als nie einen gehabt zu haben.“

Über den Autor
Jörg Janßen ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Perspektiv-Consulting GmbH. Er ist Experte für Führung, Vertrieb und Persönlichkeitsentwicklung. Die Perspektiv-Consulting GmbH ist langjährige Ko­operationspartnerin des DFK.


1 Mehr dazu im Buch: Transaktionsanalyse der Intuition von Eric Berne
2 Mehr dazu im Buch: Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg

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